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Publikation

Poetik der Oberfläche
Die deutschsprachige Popliteratur der 1990er Jahre

Herausgegeben von Olaf Grabienski,
Till Huber und Jan-Noël Thon

Berlin u.a.: de Gruyter, 2011

ISBN 978-3-11-023764-1

Der Sammelband widmet sich der Geschichte und Gegenwart deutschsprachiger Popliteratur; Bezügen zwischen Popliteratur und Popkultur im Kontext von Dandyismus, Camp-Ästhetik, Gender-Forschung und Popmusik; dem Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Konzepten von Autorschaft und Formen auktorialer Selbstinszenierung sowie - mit einem besonderen Schwerpunkt - den Romanen Christian Krachts als dem wohl einflussreichsten und vielgestaltigsten unter den 'Kiwi-Popliteraten'.

Stefan Hermes

Tristesse globale. Intra- und interkulturelle Fremdheit in den Romanen Christian Krachts

Abstract

Den Auftakt zum letzten Teil dieses Bandes, Zum Beispiel Christian Kracht, bildet Stefan Hermes' Beitrag, der eine Analyse der drei Romane Christian Krachts vorlegt: Vor dem Hintergrund einer auf Krachts 'mittleren' Roman bezogenen Exotismus-Debatte stellt Hermes die Plausibilität von Argumentationen in Frage, die 1979 (2001) einen kolonialen Blick unterstellen. Dabei bestreitet er keineswegs Abwertungselemente in Bezug auf das Fremde; interkulturelle Fremdheitserfahrungen seien, so Hermes, ein wesentliches Merkmal nicht nur von 1979, sondern aller drei Kracht-Romane. Um diese aber angemessen auf einen 'kolonialen Gehalt' untersuchen zu können, müssten auch intrakulturelle Kontakte der Ich-Erzähler in die Analyse einbezogen werden, und denen fehle im Vergleich zum einschlägigen 'Kolonialdiskurs' ein wesentliches Element: die Aufwertung des Eigenen. Tatsächlich gestalten sich intrakulturelle Kontakte bei Kracht nicht weniger problematisch als interkulturelle: So ist für Hermes insbesondere von Interesse, dass die Schauplätze aller drei Romane in kulturell hybriden Umgebungen liegen, wobei eine Entwicklung vom Hass auf die Heimat (Faserland) über die bedingungslose Auslieferung an das Fremde (1979) bis zu Selbstzerstörung und Zerfall ganzer Kulturkreise (Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten, 2008) zu beobachten ist.